Wer auf der Suche nach Costa Ricas geheimnisvollstem Ort ist, der sollte sich auf den Weg in den Corcovado Nationalpark machen. Dieser Urwald ist das wohl größte Abenteuer, was euch in Costa Rica erwarten wird. Ein Ort, wo Jaguare und Tapire durch das Unterholz schleichen, Papageien, Tukane und Faultiere die Baumkronen bewohnen und das Schreien der Brüllaffen durch den Dschungel dringt.
Kurzum: es ist einer der artenreichsten Orte der Erde und mein absolutes Highlight in Costa Rica!
Der Corcovado Nationalpark in Costa Rica
Der Corcovado Nationalpark befindet sich im Süden Costa Ricas, genauer gesagt auf der Halbinsel Osa Peninsula. Erst im Jahr 1975 wurde der Nationalpark gegründet und erstreckt sich heute auf eine Größe von über 400 km², womit er der größte Park des Landes ist.
Hier in diesem abgelegeneren Teil Costa Ricas ist die Bevölkerungsdichte recht niedrig und auch die Infrastruktur beschränkt sich auf ein Minimum. Hinzu kommt, dass der Corcovado unter besonderem Schutz steht, denn es ist der letzte (!) Regenwald mit einem ursprünglichen Ökosystem in ganz Mittelamerika.
4 Tage im Corcovado Nationalpark – Travelogue Travel Guide
Da mein Freund und ich über einen Monat in Costa Rica verbracht haben, war schnell klar, dass dieses besondere Fleckchen Erde auf unsere Liste kommt. Denn allein die riesige Tiervielfalt war Grund genug, warum wir uns den Corcovado Nationalpark nicht entgehen lassen wollten.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, diesen abgelegenen und wilden Teil Costa Ricas zu erkunden. Ich berichte euch hier von meinem 4-tägigen Abenteuer.
Unsere Tour startet in Sierpe, einem kleinen Ort am Rande des Corcovado Nationalparks. Dort werden wir von einem Boot abgeholt, was uns mit einigen anderen Reisenden zur Drake Bay bringt. Die Bootsfahrt über den Río Sierpe dauert etwa eine Stunde und ist die schnellste Variante, den Ort zu erreichen. In der Bucht von Drake Bay angekommen, erwartet uns bereits unser Gastgeber, der uns zu unserer Unterkunft für die nächsten 3 Nächte bringt. Den Rest des Tages erkunden wir die Umgebung, entdecken Aras, andere bunte Vögel und bekommen schon einen kleinen Einblick in das, was uns am nächsten Tag erwarten wird – die Wildnis des Corcovado Nationalparks!
Wanderung durch den Corcovado Nationalpark
Der Grund, warum wir die Reise zum Corcovado Nationalpark angetreten sind: eine Wanderung durch den vielfältigsten und geheimnisvollsten Teil Costa Ricas! Am zweiten Tag treffen wir uns mit einem Guide bereits morgens um 7 Uhr am Strand. Von dort geht es mit dem Boot tiefer in den Nationalpark, genauer gesagt in Richtung Sirena Station. Diese befindet sich über 20 Kilometer von der Drake Bay entfernt.
Nachdem wir am Strand anlegen und unser Guide die Formalitäten für den Parkeintritt regelt, werden wir schon von einer Horde Brüllaffen begrüßt. Da es noch früh am Morgen ist, sind die Affen grade besonders aktiv. Wer schon eimal in der Nähe von Brüllaffen war, weiß, wie unfassbar laut die Tiere sind! Ihr Schrei ist kilometerweit durch den Regenwald zu hören. Ein paar Meter weiter entdeckt unser Guide einen Ameisenbären im Baum. Der Tag kann gern so weitergehen! Insgeheim hoffen wir an diesem Tag auf eine Raubkatze oder einen Tapir. Hier in diesem Teil Costa Ricas stehen die Chancen recht gut, die extrem scheuen und seltenen Tiere zu entdecken.
Nach einiger Zeit im dichten Dschungel bei über 90% Luftfeuchtigkeit und etwa 35°C Außentemperatur, erreichen wir eine große Lichtung – wir haben die Sirena Station erreicht! Hier machen wir kurz Pause und füllen unsere Trinkflaschen auf. Anschließend geht es wieder tiefer hinein in den Dschungel, der hier aus Sekundärwald besteht.
Und dann, ganz plötzlich, sehen wir sie: Zwei Tapire unten an einem Bach! Da Tapire in der Regel nachts aktiv und außerdem ziemlich scheu sind, können wir uns echt glücklich schätzen. Bei den beiden Tapiren handelt es sich laut unserem Guide um eine Mutter mit ihrem Kind. Für mich hat sich der Trip in den Corcovado Nationalpark jetzt schon mehr als gelohnt!
Ein paar Minuten später wird es nochmal ziemlich aufregend. Einige Brüllaffen fangen an laut zu schreien und ein Aguti (eine Art Nagetier) rennt panisch vor uns über den Weg. Unser Guide ruft uns zu, wir sollen ihm folgen, er vermutet einen Jaguar in der Nähe. Er rennt den Weg entlang in die Richtung, wo das Nagetier verschwand und die Affen Lärm machen. Und wir hinterher, denn die Chance auf eine Wildkatze wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Wir schlagen uns durch das Dickicht und unser Guide sucht nach Spuren – aber leider vergeblich. Kein Jaguar oder Puma zu sehen. Es kommt einem Sechser im Lotto gleich, eine Raubkatze hier tagsüber zu entdecken.
Während unserer Wanderung sind wir froh, dass wir einen Tour-Guide an unserer Seite haben. Nicht nur, dass wir uns sonst hoffnungslos im Dschungel verlaufen würden, wir hätten auch vieleTiere gar nicht erst sehen. Die Tarantel im Baumstamm, die Fledermaus unter der Pflanze oder die Tukane hoch oben in den Bäumen zum Beispiel.
Kurz nach Mittag und zur heißesten Zeit des Tages, verabschieden wir uns von diesem Teil des Dschungels. Mit dem Boot geht es wieder zurück zur Drake Bay, wo noch ein gemeinsames Mittagessen auf dem Plan steht.
Wir sind dreckig, verschwitzt und nach über 10 Kilometern Wanderung auch wirklich erledigt – vor allen Dingen aber sind wir extrem glücklich und dankbar für diesen abenteuerlichen Tag an einem der artenreichsten Orte der Welt.
Tiervielfalt im Corcovado Nationalpark
Der Corcovado Nationalpark ist das Zuhause von zahlreichen Wildtieren, genauer gesagt von etwa 140 Säugetier-, 370 Vogeltierarten und unzähligen Insektenspezies.
Wenn ihr euch fragt, welche Tiere ihr dort so entdecken könnt, dann sind das unter anderem diese hier:
Die Bandbreite geht von Jaguaren, Pumas und Ozelots hin zu den (vom Aussterben bedrohten) Tapiren, Ameisen- und Nasenbären, Faultieren, Fledermäusen, Schlangen, Nabelschweinen (Pekaris), Roten Spießhirschen und allen 4 Affenarten, die in Costa Rica anzufinden sind (Brüll-, Totenkopf-, Kapuziner- und die gefährdeten Klammeraffen) über Wildtiere, die in Küstennähe leben. Unter anderem sind das Krokodile, Kaimane, Frösche (wie z.B. der Pfeilgiftfrosch), Krabben und im Wasser können sogar Bullenhaie gesichtet werden.
Darüber hinaus leben im Corcovado auch viele Vogel- und Insektenarten wie Tukane, der außergewöhnliche Tuberkelhokko, hellrote Aras, Libellen, Schmetterlinge, Tarantel und so viele mehr.
⇨ 8 GRÜNDE, WARUM MAN COSTA RICA LIEBEN MUSS
Schnorcheln an der Isla del Caño
Ein weiterer Tag bleibt uns im Corcovado Nationalpark, den wir für einen anderen, sehr coolen Ausflug nutzen: eine Schnorcheltour zur Isla del Caño. Diese Insel befindet sich im Pazifik vor der Westküste Costa Ricas und ist nur von der Drake Bay oder Uvita aus zu erreichen. Sie gilt als zweitbester Tauch- und Schnorchelspot in Costa Rica! Bereits vor unserem Trip zum Corcovado Nationalpark haben wir von vielen Costa-Ricanern die Empfehlung bekommen, unbedingt an diesem Ort Tauchen oder Schnorcheln zu gehen.
Wir treffen uns um 8 Uhr erneut am Strand der Drake Bay. Die Bootsfahrt zur Cano Island dauert etwa 45 Minuten. An der Insel angekommen, schnorcheln wir gemeinsam mit unserem Guide durch das türkisfarbene, klare Wasser. Die bunte Unterwasserwelt, die sich uns dort bietet, ist einfach atemberaubend! Einzigartige Korallenriffe, Mantarochen, Riffhaie (!), Schildkröten und sämtliche Fischarten (wie Clownfische, Riffbarsche, Stachelmakrelen, usw.) entdecken wir während unserer zwei Schnorchelgänge. Als wir nach etwa zwei Stunden zurückfahren, kreuzen sogar noch Delfine unseren Weg.
Die Schnorcheltour zur Caño Island hat unsere Erwartungen definitiv übertroffen!
Nachtwanderung durch den Nationalpark
Unseren 4-tägigen Aufenthalt im Corcovado Nationalpark nutzen wir bestmöglich aus. Daher steht am selben Abend noch eine Nachtwanderung an.
Da ich im Tortuguero Nationalpark bereits eine Nachtwanderung gemacht und für mich festgestellt habe, dass mir das zu abenteuerlich (oder auch: gruselig) ist, verzichte ich. Mein Freund lässt sich diese Gelegenheit aber nicht entgehen und startet gegen 18 Uhr mit einem Guide Richtung Dschungel. Ausgestattet mit Gummistiefeln, Taschenlampe, Machete und Kamera machen sie sich auf den Weg, um die nachtaktiven Tiere des Parks zu finden. Und auch diese Tour hat sich absolut gelohnt: Giftige Schlangen, verschiedene Frösche, Taranteln und Leguane sind nur ein paar der Tiere, die sie nachts entdecken konnten.
⇨ TORTUGUERO NATIONALPARK ERLEBEN
Travelogue-Tipps für den Corcovado Nationalpark
Anreise
Die Anreise zum Corcovado Nationalpark hängt davon ab, zu welchem Ort man möchte. Die meisten Reisenden entscheiden sich zwischen Puerto Jiménez oder der Drake Bay. Da ich selber an der Drake Bay war, gebe ich euch meine Tipps zur Anreise dorthin.
Die Anreise zur Drake Bay erfolgt entweder per Boot oder mit dem 4×4 Geländewagen. Es ist durchaus möglich, mit dem Auto die Halbinsel zu erreichen. Das solltet ihr aber nur in der Trockenzeit machen und auch nur, wenn ihr kein Problem damit habt, einige Flüsse zu durchqueren. Wer sich das nicht zutraut oder keine Lust hat, stundenlang im Auto zu sitzen, kann besser das Boot ab Sierpe nehmen. Bis nach Sierpe fahren Busse oder ihr fahrt mit dem Auto bis dort und lasst es stehen. Da nur zweimal am Tag ein Boot zur Drake Bay fährt, solltet ihr eine Uhrzeit wählen und vorab Tickets reservieren. Das kann alternativ auch eure Unterkunft für euch übernehmen. Gleiches gilt für eure Rückreise.
Rangerstationen im Park
Innerhalb des Parks gibt es 4 Rangerstationen: Sirena, La Leona, Los Patos und die San Pedrillo Station. Somit könnt ihr für eure Wanderungen auch – je nachdem, wo ihr übernachtet – eine von diesen Stationen wählen. Die Sirena Station ist jedoch die einzige, die sich quasi im Herzen vom Nationalpark befindet und somit die größten Chancen auf Tiersichtungen bietet. Hier könnt ihr ebenfalls übernachten. Mit Sicherheit auch ein sehr cooles Erlebnis!
Wetter & Klima
Das Klima ist sehr tropisch. Die Temperaturen liegen hier im Durchschnitt bei 28°C und die Luftfeuchtigkeit bei etwa 90%.
Unterkünfte
In der Drake Bay gibt es ein paar Übernachtungsmöglichkeiten, zwischen denen ihr wählen könnt. Vom luxuriösen Bungalow bis hin zum Hostel ist hier alles dabei.
Wir haben uns für das Hotel „Jacamar“ entschieden, was ich absolut empfehlen kann. Es ist nicht nur ein Hotel, sondern gleichzeitig auch Touranbieter. Hierüber haben wir auch unseren Trip zur Sirena Station, die Schnorcheltour und eine Nachtwanderung gebucht. Darüber hinaus hat sich unser Gastgeber auch um unsere Bootstickets gekümmert.
Preise & Kosten
Eine Reise in den Corcovado Nationalpark ist mit Sicherheit kein günstiges Erlebnis. Aber wie so oft lässt sich mit guter Planung auch etwas sparen. Zum Beispiel bei der Unterkunft oder beim Essen. Die Auswahl ist trotz der Abgeschiedenheit absolut in Ordnung und nicht nur teuer.
Wo ihr nicht sparen könnt: bei den Touren. Es ist so, dass z.B. ein Tagestrip zu einer der Rangerstationen immer mit einem Guide gebucht werden muss. Auch für den Nationalpark wird eine Eintrittsgebühr fällig. Eine Tour zur Sirena Station ab Drake Bay kostet 95$ p.P (Stand 2021) inklusive Guide, Bootstransfer, Eintritt und Mittagessen. Das ist nicht günstig, aber jeden Cent wert!
Weitere Touren, die angeboten werden: Schnorchel- oder Tauchtour zur Isla del Caño (ca. 85$ p.P.), Nachtwanderung (ca. 25$ p.P.), Quad- oder Kanutouren, uvm.
Beste Reisezeit
Die beste Reisezeit für den Corcovado Nationalpark ist in der Trockenzeit von etwa Dezember bis April. Während der Regenzeit kann es aufgrund von Überschwemmungen zu (Teil-) Sperrungen kommen.
M E H R Z U C O S T A R I C A
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