5 Tage. 46 Kilometer. 2400 Stufen. 1 Rucksack. Kein Handynetz. 10 Abenteuerlustige & 2 Guides.
Die Ciudad Perdida in Kolumbien: eine verlorene Stadt in den Bergen der Sierra Nevada. Was einst die Heimat indigener Völker war, ist heute eine der abenteuerlichsten Wanderungen zu den Ruinen der ‚Verlorenen Stadt‘ in Kolumbien. Ein Trekking zur Ciudad Perdida ist eine einzigartige Erfahrung, die meiner Meinung nach zu den Dingen gehört, die jeder (Abenteuer-)Reisende einmal gemacht haben sollte.
Obwohl ich wirklich keine erfahrene Wanderin bin und sich meine bisherigen Trekking-Erfahrungen auf Tageswanderungen beschränkten, willigte ich ein als mein Freund den Vorschlag zu dieser Wanderung machte. Es stellte sich heraus, dass das Trekking zur Ciudad die körperlich herausforderndste und gleichzeitig lohnendste Erfahrung war, die ich jemals gemacht habe.
Wenn ihr euch also jemals in Kolumbien wiederfindet – diese Wanderung ist ein Abenteuer, was man nie vergisst. Das ist meine Erfahrung:
Das Abenteuer zur Ciudad Perdida in Kolumbien beginnt
Je näher unser Trekking kam desto aufgeregter und nervöser wurde ich. Schließlich wussten wir nur grob, was uns erwarten würde und die Vorstellung von einer 46 Kilometer langen Wanderung durch die Hitze der Sierra Nevada ließ mich nicht sonderlich gut schlafen. Was ist, wenn ich körperlich nicht fit genug bin? Wenn ich die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit nicht vertrage? Wie wird unsere Reisegruppe sein?
Wir treffen unsere kleine, internationale Wandergruppe in einem Büro in Santa Marta. Da es nicht möglich ist, diese Wanderung alleine zu machen, waren wir wirklich gespannt, wie unsere Gruppe aussehen würde – immerhin würden wir die nächsten 5 Tage zusammen verbringen. Insgesamt bildeten wir eine Gruppe von 12 Personen: 2 Engländer, 6 Kolumbianer, mein Freund und ich. Begleitet wurden wir von 2 Guides: José, unser indigener Guide und Camilio, unser Übersetzer.
Tag 1 – Von Machete Pelao zum 1. Camp
Sehr früh morgens fuhren wir im Jeep von Santa Marta nach Machete Pelao. Dies ist der letzte „zivile“ Ort, von dort aus geht es nur noch zu Fuß weiter. Wir bekamen noch ein Mittagessen, bevor wir gegen 13 Uhr in der Mittagshitze loswanderten. Hin und wieder kamen uns Motorradfahrer entgegen – das einzige motorisierte Fortbewegungsmittel dort oben.
Nach ein paar Kilometern merkte ich, wie mir die Hitze und das Bergaufgehen zu schaffen machte. Ich bin es einfach nicht gewohnt, mich bei 40 Grad im Schatten und extrem hoher Luftfeuchtigkeit sportlich zu betätigen. Als uns ein Motorradfahrer einholte, nutzte unser Guide die Gelegenheit und bat ihn, mich ein paar Kilometer mitzunehmen. Hätte man mir vor meiner Reise nach Kolumbien gesagt, ich würde mitten im Dschungel der Sierra Nevada bei einem wildfremden Mann, dessen Sprache ich nicht spreche, aufs Motorrad steigen ohne zu wissen wohin – ich hätte gesagt wie leichtsinnig und dämlich das wohl ist.
Fast forward: wir haben zwar eine kleine Bruchlandung mit dem Motorrad hingelegt, der Fremde hat mich dann aber an einem Treffpunkt abgesetzt, wo ich auf die Gruppe warten konnte.
Als wir gemeinsam weiter wanderten, setzte starker Tropen-Regen ein, der die lehmhaltigen Böden rutschig machte und die Wanderung dadurch noch anstrengender. Wir erreichten ein paar Kilometer später einen Fluss, der durch den Regen aber zu einem reißenden Strom geworden war. Nachdem Einheimische eines nahe liegenden Camps ein Seil über den Fluss spannten, konnten wir diesen dann mit unseren Rucksäcken auf dem Kopf durchqueren – ziemlich abenteuerlich und auch nicht ganz ungefährlich. Unser Tagesziel lag auf der anderen Seite: das erste Camp! Wir bezogen unser Bett, aßen gemeinsam mit der Gruppe, duschten noch schnell kalt und in Gesellschaft einiger Kröten, und gingen dann früh schlafen.
Tag 2 – Vom 1. zum 3. Camp
Der nächste Morgen begann früh, bereits um 6 Uhr ging die Wanderung zur Ciudad Perdida weiter – größtenteils bergauf. Das Wetter war an diesem Tag auf unserer Seite und so konnten wir nicht nur einen wunderschönen Sonnenaufgang, sondern auch viele atemberaubende Ausblicke auf die Sierra Nevada genießen. Außerdem lag heute ein besonderes Zwischenziel auf unserer Strecke: ein indigenes Dorf der Kogi. Diese Bevölkerungsgruppe lebt heute noch in dieser Gegend, wo sie ein sehr einfaches Leben führen. Die Kogi sind Nachfahren der Tayrona, die die Ciudad Perdida bewohnten.
Unsere Mittagspause verbrachten wir in einem Camp, wo wir nicht nur endlich Pause machten, sondern in einem Fluss auch schwimmen gehen konnten. Im Anschluss daran ging es für ein paar weitere Stunden über Stock und Stein zum 3. Camp „Paraiso Teyuna Cabin“ – die letzte Etappe vor der Verlorenen Stadt. Das Besondere an diesem Camp war, dass es recht neu war und somit (noch) nicht über Betten verfügte. Wir mussten also in Hängematten schlafen, was sich besser anhört als es tatsächlich ist.
Während der Wanderung begegnete uns auch hin und wieder das kolumbianische Militär, die auf der Strecke sogar in eigenen kleinen Camps stationiert sind. Die Soldaten patrouillieren die Strecke, sodass die Wanderung sicher bleibt. Unsicher habe ich mich zu keinem Zeitpunkt gefühlt.
Tag 3 – Die Ciudad Perdida und Camp 3
Der 3. Tag war jener, an dem wir endlich die berühmte Ciudad Perdida sehen würden. Was ich aber auch wusste: der Weg dort hoch würde noch sehr anstrengend werden, immerhin führen etwa 1.200 Stufen zu den Ruinen der Verlorenen Stadt hoch. Pro Strecke.
Die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen, da waren wir bereits auf den Beinen. Nachdem wir den Buritaca Fluss durchquerten, wartete das letzte Stück auf uns: 1.200 Stufen und einige Höhenmeter. Als ich die letzte Stufe erreichte, konnte ich mein Glück kaum fassen und dem Applaus meiner Gruppe nach zu urteilen, sie auch nicht. Man stellt eben recht schnell fest, für wen diese Wanderung eine echte Herausforderung ist und für wen nur etwas mehr als ein Spaziergang.
Als unsere Gruppe vollständig war, gab uns unser Guide José eine Führung durch die Ruinen und erklärte sehr viel über die Geschichte, Rituale und Bräuche der Tayrona. Ich stand dort oben und es war einer der Momente, wo man noch sehr lange braucht, um zu realisieren, dass er wahr ist.
Nachdem wir einige Zeit dort oben verbracht hatten und die Ausblicke genießen konnten, ging es auf gleichem Wege die 1.200 Stufen wieder hinab und zurück zum Camp „Paraiso Teyuna“. Dort haben wir gemeinsam zu Mittag gegessen und uns anschließend auf den Rückweg gemacht. Das Ziel: das 2. Camp „Wiwa Cabin“. Der Rückweg fiel mir etwas leichter, weil es natürlich öfter bergab ging und ich mich mittlerweile (etwas) an die Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit gewöhnt hatte.
Tag 4 – Camp 3 nach Camp 1
Dadurch, dass wir die 5-Tageswanderung gewählt hatten, war der 4. Tag bei Weitem nicht so anstrengend wie die 3 Tage zuvor. An diesem Tag hatten wir den Vormittag für uns und nutzten die Gelegenheit, im Fluss zu schwimmen und uns auszuruhen.
Nach dem Mittagessen ging es für uns in etwa 3 Stunden zurück zum 1. Camp „Adans Cabin“.
An unserem letzten gemeinsamen Abend stand noch eine kleine Zeremonie mit unserer Gruppe am Lagerfeuer auf dem Programm, was ein schöner Abschluss nicht nur des Tages, sondern eigentlich der gesamten Wanderung war. In den letzten Tagen waren wir als Gruppe schon sehr zusammen gewachsen, haben viel voneinander erfahren, Rücksicht aufeinander genommen und uns gegenseitig geholfen. Das ist es eben auch, was so eine Wanderung besonders macht – die Menschen, mit denen man diese Erfahrung teilt.
Tag 5 – Zurück zum Ort Machete Pelao
Tag 5: Der letzte Tag unserer abenteuerlichen Wanderung zur Verlorenen Stadt. An diesem Morgen packten wir also zum letzten Mal unseren Rucksack mit den nassen Klamotten (seit Tag 1 wohlgemerkt, trocken wird da leider nichts) und machten uns nach dem letzten Frühstück auf den Weg zurück. Ein letztes Mal ging es bergauf, bergab, über Flüsse und mit den letzten Ausblicken über diese wunderschöne Gegend. Gegen Mittag erreichten wir Machete Pelao und ich kann gar nicht Worte fassen, wie erleichtert, fertig und gleichzeitig glücklich ich war. Wir hatten es tatsächlich geschafft – ein wahnsinniges Gefühl! Ein letztes Mittagessen mit unserer Gruppe durfte natürlich nicht fehlen, bevor es im Jeep zurück nach Santa Marta ging.
Nach 5 Tagen quer durch den Dschungel, kalten Duschen und ständig nassen – und mittlerweile echt dreckigen – Klamotten, habe ich mich selten so auf ein vernünftiges Bett und fließendes, warmes Wasser gefreut!
Unsere Pläne für den kommenden Tag in Santa Marta haben wir übrigens komplett gecancelt und einfach nichts getan.
Die Geschichte hinter der Verlorenen Stadt
Man sagt die Entstehung der Ciudad Perdida Kolumbiens führt bis ins Jahr 800 n. Chr. zurück. Fest steht, dass diese von den indigenen Völkern der Tayrona vor Hunderten von Jahren erbaut wurde. Die Stadt befindet sich im höchsten Küstengebirge der Welt, auf etwa 1.300 Metern Höhe inmitten der Sierra Nevada. Über 200 der Steinterrassen wurden durch die Tayrona dort in die Berge gebaut, systematisch und mit Rangfolge. Viele Jahre war sie unentdeckt bis Grabräuber diese im Jahr 1975 zufällig entdeckten. Seitdem ist sie nicht nur bei Forschern, sondern auch bei abenteuersuchenden Touristen beliebt.
***
Zugegeben, die Wanderung war nicht immer einfach und wäre ohne die Unterstützung meines Freundes und der Gruppe definitiv schwieriger gewesen. Und ich habe während einer Reise noch nie so viele Emotionen in kürzester Zeit durchlebt. 5 Tage lang war es eine Mischung aus Freude, Verzweiflung, Spaß, Schmerz, Erleichterung, Bewunderung und Stolz. Aber im Nachhinein bin ich froh, dass ich es gewagt habe und kann diese einzigartige Erfahrung jetzt von meiner Liste streichen.
Wenn ihr euch ebenfalls für ein Trekking zur Ciudad Perdida entscheidet, findet ihr → hier die wichtigsten Infos und Tipps zur Wanderung!
M E H R Z U K O L U M B I E N
⇨ KOLUMBIEN RUNDREISE IN 3 WOCHEN
⇨ BOGOTÁ TRAVEL GUIDE
⇨ CARTAGENA TRAVEL GUIDE
⇨ CIUDAD PERDIDA: TIPPS & INFOS
⇨ GUATAPÉ TRAVEL GUIDE
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